Neuordnung des Thüringer Arbeitsmarktes

IG Metall weist Kritik des VWT als realitätsfremd zurück

„Wer sich beim Pokern mit gezinkten Karten selbst betrügt, verdient kein Vertrauen“, mit diesen Worten hat der Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall für die thüringische Metallindustrie, Armin Schild, die Kritik des Arbeitgeberverbandes VWT an der Neuordnung der Wirtschaftsförderung in Thüringen zurückgewiesen.
Schild erklärte, dass es weder im Interesse der Steuerzahler noch im Interesse der Arbeitnehmer und erst recht nicht im Interesse der thüringischen Wirtschaft liege, wenn Mittel der Wirtschaftsförderung zur Verdrängung sicherer Arbeitsplätze durch prekäre Leiharbeit missbraucht würden. „Wenn Belegschaften zu einem Drittel aus extrem prekär beschäftigten Leiharbeitern bestehen, hat das nichts mit Flexibilität, aber viel mit verdeckter Subvention von Billiglohn und Tarifdumping zu tun."

Kontrakt für faire und sichere Arbeit

IG Metall: Schluss mit der Doppelsubventionierung der Leiharbeit

Die IG Metall fordert die Landespolitik und die Landesregierungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf, dem Beispiel Thüringens zu folgen und eine gemeinsame Initiative zur Eindämmung der Leiharbeit in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie zu starten. In Thüringen hatte sich die Gewerkschaft mit der Landesregierung auf einen Kontrakt für faire und sichere Arbeit verständigt. Zu ihm gehört insbesondere die Änderung der Investitionsförderung, die die Landesregierung zum 1. April beschlossen hat.
Ab diesem Zeitpunkt werden Unternehmen, in denen der Anteil der Leiharbeiter 30 Prozent der Gesamtbelegschaft überschreitet, künftig von der Wirtschaftsförderung durch die Landesregierung ausgeschlossen. Unternehmen mit einem Anteil von Leiharbeitern zwischen 10 und 30 Prozent aller Beschäftigten erhalten nur noch den Basisfördersatz (d.h. KMU 20 Prozent, Großunternehmen 15 Prozent der Investitionssumme).

Keine Förderung von Leiharbeit durch Steuermittel

IG Metall fordert Kontrakt für faire Leiharbeit in Thüringen

Die IG Metall will anläßlich des equal pay Days am 25. März nicht nur auf die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern, sondern auch zwischen Leiharbeitnehmern und Stammbelegschaft hinweisen, das erklärte der Ostthüringer IG Metall Chef und neue IG Metall Bevollmächtigte für Mittelthüringen und Landtagsabgeordnete, Wolfgang Lemb. 
Dass im Jahr 100 des Internationalen Frauentages im Industrieland Deutschland Einkommensdifferenzen von 23% existierten und Deutschland im europäischen Vergleich damit auf dem unrühmlichen fünftletzten Platz liege, sei beschämend, so Lemb. Er forderte weitere konkrete Schritte zur Durchsetzung fairer und tariflich geregelter Löhne in Thüringen, die den Einkommensunterschied von Männern und Frauen abbauen.

Zahlen und Fakten

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) ist in Thüringen der Anteil der Beschäftigten in der Leiharbeitsbranche in Vergleich zu allen Sozialversicherungsbeschäftigten höher als in Ostdeutschland (2,8%), bundesweit (2,5%). Zum 30. Juni 2010 waren bereits wieder 27 293 Menschen in der Zeitarbeitsbranche tätig, knapp 500 mehr als im Vorkrisenjahr 2008.
Besonders viele Zeitarbeiter gab es in Gera mit einer Leiharbeitsquote von 9,2 Prozent, in Sonneberg (8,4 Prozent) und in Erfurt (4,4 Prozent). Weit unter der Quote lagen Greiz mit 0,6 und Saale-Holzland mit 0,8 Prozent.
Mehr als vier von zehn Zeitarbeitern (44 Prozent) waren Mitte 2010 als Hilfsarbeiter ohne Tätigkeitsangabe eingestellt. Bei ihnen war zudem die Leiharbeit weit verbreitet. 43 Prozent der Hilfsarbeiter war nicht in dem Betrieb angestellt, in dem sie arbeiteten. Der Frauenanteil lag in der Leiharbeitsbranche bei 29,2 Prozent.
Der Bruttolohn lag nach Arbeitsamtsangaben deutlich unter dem für Thüringen errechneten Mittel von 1915 Euro. Über ein Drittel (36,9 Prozent) aller vollbeschäftigten Leiharbeiter verdienten nur zwischen 900 und 1300 Euro. 

Außerdem fehlt es in Thüringen an Fachkräften. Zwischen 2011 und 2020 erreichen jedes Jahr durchschnittlich etwa 28.000 Thüringer das Rentenalter. Dem stehen nur durchschnittlich 14.000 Abgänger aus dem Bildungssystem gegenüber.
Auszubildende werden zu einem knappen Gut. Während die Zahl der Lehrstellenbewerber in Westdeutschland um 2,4 Prozent stieg, sank sie in Thüringen um 13,4 Prozent. Erstmals übertraf im zurückliegenden Berufsberatungsjahr die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze (13.233) die Zahl der Bewerber (12.871). Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze lag im September 2010 – zum Ende des Berufsberatungsjahres 2009/2010 – bei über 500; diesen Stellen standen Ende Dezember noch 77 unvermittelte Bewerber gegenüber.

 

Verbesserung der Startbedingungen für innovative Unternehmen

Ministerien stellen Gründer-Initiative vor

Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie und das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur haben stellen in einer Broschüre die Thüringer Gruünder-Initiative (ThGI) vor. Sie soll dazu beitragen, die Startbedingungen und Erfolgsperspektiven für innovative und technologieorientierte Unternehmen zu verbessern.

Erklärung im Rahmen der Konzertierten Aktion

Bedingungen in der Leiharbeit verbessern

Aus Sicht der Teilnehmer der Konzertierten Aktion in Thüringen sollen Leiharbeitgeber Kriterien erfüllen, die für eine Akzeptanz der Leiharbeit unerläßlich sind. Dazu gehören:

  • Anwendung der DGB Tarifverträge in der gesamten Unternehmensgruppe
  • korrekte tarifliche Eingruppierung
  • keine Behinderung von Übernahmen beim Entleiher
  • Förderung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen
  • regelmässige Betreuung von Mitarbeitern im Entleihbetrieb
  • Bestehen einer betrieblichen Interessenvertretung
  • Leiharbeitnehmer können ungehindert einen Betriebsrat wählen
  • Neueinstellung auch aus "Problemgruppen" des Arbeitsmarktes
  • kein Preisdumping
  • Vorhandensein eines Frauenförderplans

Weitere Informationen zu den Beschlüssen der Konzertierten Aktion

 

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